Per Strand Hagenes (Jumbo-Visma) hat den Sparkassen Münsterland Giro 2023 für sich entschieden. Der Norweger, 2021 Juniorenweltmeister, siegte als Solist vor dem Schloss in Münster. Dahinter entschied Kaden Groves (Alpecin-Deceuninck) den Sprint einer kleinen Gruppe vor Mads Pedersen (Lidl-Trek) für sich.

Bei herbstlicher Witterung mit viel Regen und Wind, aber Sonne im absoluten Finale, verpasste der nun jüngste Sieger des Sparkassen Münsterland Giros, der eigentlich noch im Development-Team von Jumbo-Visma steht und erst nächste Saison Profi wird, sogar das Jubeln. „Ich habe erst 200 Meter hinter der Ziellinie realisiert, dass ich gewonnen habe, als da die Ordner und der Staff vom Team auf mich gewartet haben. Ich war den ganzen Tag am Limit, habe mich eigentlich auch gar nicht so gut gefühlt. Aber dann sagt mein Teamkollege Christophe Laporte, dass ich was versuchen soll“, erklärte der erst im Juli 20 Jahre alt gewordene Hagenes.

„Wir waren zahlenmäßig unterlegen, und wenn ein Team wie Jumbo-Visma drei starke Fahrer vorne hat, dann ist es schwer, etwas dagegen zu tun“, so der Zweite Groves.

„Mich hat es ein wenig an ein Juniorenrennen erinnert – von Beginn an Vollgas bis zum Ende. Ich hatte nicht mal Zeit zum Pinkeln“, sagte Ex-Weltmeister Pedersen mit einem Augenzwinkern und legte nach. „Wir hatten eigentlich einen Massensprint erwartet. Aber BORA – hansgrohe hatte einen Plan, deswegen war es von Anfang an schwer. Es war vielleicht der härteste Tag des Jahres, und wenn das im Oktober passiert, ist das nicht so schön“, scherzte er weiter.

Fabian Wegmann zog ein positives Fazit. „Wenn zwei Profis wie Groves und Pedersen, die in diesem Jahr schon so viel erreicht haben, hier nochmal Gas geben, zeigt das den Stellenwert dieses Rennens“, freute sich der Sportlicher Leiter des Sparkassen Münsterland Giros. „Es ging hier den ganzen Tag rauf und runter, links und rechts. Dazu das Wetter. Es war richtig hart.“

Schon 15 Kilometer nach dem Start und damit noch vor der ersten Bergwertung löste sich eine rund 30 Fahrer starke Gruppe um Europameister Christophe Laporte (Jumbo-Visma), Nils Politt (BORA – hansgrohe), John Degenkolb (Team dsm-firmenich), Max Walscheid (Deutsche Nationalmannschaft), Hagenes, Groves und Pedersen. Knapp zwei Minuten Vorsprung auf das Hauptfeld sprangen dabei heraus.

Im welligen Mittelteil des Rennens schrumpfte der Vorsprung der Spitzengruppe bis auf eine halbe Minute, ehe Danny van Poppel (BORA – hansgrohe) 72 Kilometer vor dem Ziel eine Attacke lancierte und die Ausreißer so auf zehn Fahrer reduzierte. Die Differenz zwischen Spitze und Hauptfeld verdoppelte sich daraufhin wieder. Erst auf der vorletzten Schlussrunde in Münster begannen in der Gruppe die Angriffe. Den entscheidenden Vorstoß setzte dann Hagenes. 2500 Meter vor dem Ziel nutzte er einen Moment des Stillstandes in der Gruppe, um sich abzusetzen und als Solist den Zielstrich zu überqueren.